Natur und Kultur – Gedanken zum Erwachen der Vegetation:
Der Frühling drängt das Leben unaufhaltsam zum Austreiben. Durch Kälte und Nebel gebremst, lässt sich die Natur dennoch nicht zurückhalten. Das Leben nimmt seinen Lauf!
Der Mensch gestaltet die ihn umgebende Natur, so entsteht unsere Kulturlandschaft, die uns Lebensraum ist und Inspiration bietet. Gemäß des Schöpfungsauftrages, wie er in der Bibel bildhaft formuliert ist, darf sich der Mensch schützend, aber auch gestaltend einbringen. Die Blumenpracht beim Gottesdienst ist so verstanden sowohl einerseits schönste Frucht menschlicher Gestaltung, andererseits zugleich Dank an den Schöpfer. Das Lob in der Liturgie braucht zugleich das Lob der Schöpfung, wie es sich in der gestalterischen Dekoration zeigt.
In der Liturgie fließen Natur und Kultur zusammen und ineinander:
Eine Blume erblüht und trägt zum Lobe des Schöpfers dadurch bei, indem durch die Betrachtung ihrer Schönheit und ihres Duftes der menschliche Geist zum Staunen und Innehalten aufgerufen wird. Ein Geschöpf „wirkt“ vor allem dadurch, dass es ist.
Anmerkung: Wir Menschen wissen nicht wirklich viel über das „Innenleben“ von Geschöpfen – es ist eine zutiefst philosophische Frage; aber vermutlich ist eine Besonderheit von uns Menschen, dass wir bewusst reflektieren können. Wir „sind“ nicht nur, sondern wir wollen auch verstehen, „warum“. Einer Blume würden wir selbiges wohl eher nicht zugestehen.
Zur Liturgie gehört wesentlich auch die Musik. Auch dazu ein Beispiel: Ein Vogel zwitschert, singt – vermutlich nicht zur Freude oder aus Lust, sondern zur Revierabgrenzung oder zwecks Paarung. Der Mensch hingegen singt, um seine Emotionen auszudrücken. Die wohl schönste Emotion ist der Dank, der Lobpreis. Im Gottesdienst bringt der Mensch diese Emotionen vor Gott, dem er sich verbunden weiß. „Wer singt, betet doppelt“, wusste bereits Kirchenvater Augustinus.
Mit der Unterstützung durch Instrumente gelingt der musikalische Lobpreis viel besser. (Nebenbei: Ein riesiger Wehrmutstropfen in der Zeit der Corona-Pandemie besteht darin, dass der gemeinsame Gesang aufgrund gesundheitlicher Argumente untersagt ist! Wovon namentlich Thomas Scheibstock, seines Zeichens Chor-Obmann, sozusagen ein Lied singen kann...)
Nicht umsonst gilt die Orgel als die „Königin der Instrumente“. Diese Gedanken bieten Gelegenheit, einer meist „unsichtbaren“, aber ganz wichtigen Mitarbeiterin der Liturgie Dank zu sagen: unserer geschätzten Organistin und Kantorin Sabine Krammer – die übrigens vor wenigen Tagen Geburtstag feiern konnte.
Liebe Sabine, herzlich Vergelt´s Gott für Deine Dienste – und alles Gute zum Geburtstag. Ad multos annos – für Dich persönlich; aber auch für uns an der Orgel…!
Alles hat seine Zeit
Apropos Geburtstag: Das aktuelle „Geburtstagskind“ konnte seinen Ehrentag gebührend in „Amt und Würden“ begehen – Pfarrer Damian Prus durfte heuer am ersten Fastensonntag sein neues Lebensjahr beginnen. Wir alle wissen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass er dies in der wiedereröffneten Pfarrkirche tun konnte… Auch das ein doppelter Anlass zum Danken!
Wenn schon: Auch der Pastoralassistent hatte vor kurzem Geburtstag – heuer wieder einmal genau am Aschermittwoch. Einen unpassenderen Tag gibt es wohl kaum, aber über zahlreiche Gratulationen habe ich mich dennoch sehr gefreut!
Ohne Fleiß kein Preis – aber als Frucht des Wachsens
Der Frühling drängt das Leben unaufhaltsam zum Austreiben. Das Leben kann jedoch nur austreiben, wenn es zuvor in sich gegangen ist und erneut Kraft sammeln konnte: Es braucht den Wechsel von Wachstum und Ruhe. Geerntet kann nur das werden, was in Ruhe herangereift ist. „Alles hat seine Zeit“, verkündete bereits der alttestamentliche Weise Kohelet. Der Rhythmus der Jahreszeiten ist ganz wichtig; und der Rhythmus der Arbeitswoche mit dem Sonntag als Ruhetag ist eine heilsame, humane Unterbrechung zwischendurch. Wir Menschen sind keine Maschinen, wir bedürfen immer wieder des Kräftesammeln. Nur dann können wir auch wieder Kulturschaffende werden – unseren Lebensraum gestalten.
Kultur nicht ohne Regulierung
Gestaltung beinhaltet manchmal allerdings auch Regulierung – sprich: Rückschnitt. Solcher war dringend notwendig geworden – beim Blumenbeet vor der Bücherei und außerdem heuer auf der rechten Seite des Pfarrgartens:
Es fanden sich wieder etliche engagierte Menschen zusammen - und es darf versichert werden, dass die gemeinsame Arbeit nicht nur Gestaltung und erwünschte Veränderung, sondern durchaus auch Freude und Genugtuung am gemeinsamen Werk gebracht hat! (Und der Pastoralassistent schwingt nicht nur gerne große Reden, sondern manchmal auch die Motorsäge…)
Dank an Jonas und seine Schwestern mit Mama Viktoria Berzsenyi! Dank an Ratsvikarin Christina Locsmandy! Dank an Hannes Tinhof (leider ohne Foto), an Martin Pachinger und Thomas Scheibstock!
Ganz wichtig, aber wie so oft im Hintergrund: Mesner Hans Pfluger, der sich nicht gerne fotografieren lässt, aber auch am Traktor eine professionelle Figur macht:
Jemand muss schließlich auch für Entsorgung und Ordnung sorgen… Hans beweist immer wieder, dass er das sehr gut kann! Er ist somit ein allseits begabter „Kultur-Arbeiter“ – in der Natur genauso wie in der Sakristei. Hans, danke für das, was Du tust!
Einer, der an diesem Wochenende ebenfalls doppelte Kulturarbeit praktiziert hat: Martin Pachinger – am Samstag noch „Dompteur“ des wuchernden Efeus, am Sonntag dann Verkünder des Wortes Gottes als Lektor.
Mit einem Wort: In Gottes herrlicher Schöpfung ist für alle Begabungen Platz und Raum zur Verwirklichung.
Fastenzeit = hinspüren
Fastenzeit als Zeit des bewussten Innehaltens könnte dazu genützt werden, dass ich mich wieder „spüre“, dass ich in mich hineinhorche:
Wo sind meine Begabungen? Was wollte ich vielleicht schon lange angehen und umsetzen? Wozu sollte ich mir wieder einmal bewusst Zeit nehmen?
Wovon darf ich mich aber auch verabschieden, weil es nicht mehr passt oder weil nicht mehr die rechte Zeit dafür ist? Was darf ich lassen, damit es mich nicht mehr „bindet“ und hemmt?
Es wird noch einmal so richtig theologisch: „Die Gnade baut auf der Natur auf.“ Ein Singvogel kann nicht brüllen wie ein Löwe – ein Kleinkind kann keinen Marathon laufen. Wir müssen uns nicht unter Druck setzen, auch Gott tut das nicht. Ich bin wie ich bin, und das ist gut. Ich habe meine Begabungen und Talente. Ich darf dazu stehen, ich darf sie einsetzen. Aber ich darf auch meine Grenzen anerkennen. So, wie die Helferinnen und Helfer im Pfarrgarten dem Efeu Grenzen gesetzt haben.
Nützen wir die Fastenzeit, um optimistisch, aber zugleich realistisch die eigenen Grenzen zu reflektieren und zu respektieren – und mit Freude an der Schöpfung die eigenen Begabungen zuzulassen. Zur eigenen Lebensfreude und zur gemeinsamen „Kulturarbeit“.
PAss Nikolaus Faiman, 22.02.2021